Johann Caspar Engels II
1753 – 1821



Barmen

Friedrich Engels sen.
1796 – 1860



Frankfurt am Main

1.5.

Herrn
Friedrich Engels.

AddsseAddresse Herrn J.Johann FridhFridrich Echkardt ſsrſsenior
fcofranco Wetzlar in

Frankfurth

HrHerr Meÿyberg ſschreibt uns, daß die
114 stük KthrKronthaler auf HrHerrn Merten
nun eingehen würdwürden

Lieber Friedrich!

Deine Briefe haben wir richtig erhalten, und freüenfreuen uns deines
Wohlſseins, und daß alles für die Stadt Frankfurth ſso glüklichglücklich
Vorübergegangenvorübergegangen
ist; angenehm war uns deine Beſschreibung,
wiewohl dwir dieſselbe ſspäth erhielten, und durch die HemungHemmung der
Post, dir nicht antworten kontenkonnten.

HeüteHeute erhielten wir dein LeztersLetzters nebst ſsämtlich FFurtherFrankfurther Zeitungen
die uns alles erzählen. auchAuch haben wir hier ſseit dienstagDienstag
Rußiſsche TrouppenTruppen, wovon der General in Elberfeld liegt und ein
liegende Proclamation
erlaßenerlassen hat; disdies ist ein GlükGlück für uns
da die Franzosen noch in dieſser Woche starke Requisitionen und
Contributionen gemacht haben, wovon wir nun Gottlob durch jene
TrouppenTruppen frei ſsind, und das ist offenbar ein Werk der KöniglichKöniglichen
Regierung Jeſsu Christi, der uns auch ferner ſschützen und befreÿyen
wird.
auchAuch DDorfDüſsſseldorff ist von Kosaken und PreüßPreußPreüßPreußiſschen Huſsaren
beſseztbeſsetzt. Das Franz.franz.Französischefranzösische Corps von General Rigeaud war 2 Tage Vorhervorher
über den Rhein gegangen, und hat ſsich hier beim durchzugDurchzug noch
ziemlich gut betragen.
 Der L.Liebe Pathohm hat ſsich Vorgenommenvorgenommen
dir alles umständlich zu erzählen, daher breche ich ab; und ſsage
dir nur noch, daß wir durch die Güte Gottes alle Wohlwohl ſsind,
auch die L. Liebe Mama noch ziemlich gut durch die Unruhe ge
komenkommen ist, gestern hatte ſsie einen guten Tag, heüteheute ist der
Krampf etwas ſschlimerſschlimmer, Gott gebe, daß Diedie beßrungBeßrung mehr fort
dauren möge.

ſsieSie läßt dich mit uns allen herzlich grüßen,
und empfiehlt dich dem ſSchutze Gottes, der ſso viel gutesGutes an uns
uns erzeigt hat. Hilf uns Ihm Dankendanken, und bitten, daß er
ferner alles herrlich hinausführenwollewolte.
Dein Treüertreuer Vater
C.Caspar Engels.

2.

Vereinigte-Armee von Schlesien.

Avantgarde des kaiserl. russischen

Armee-Korps.

Elberfeld den 11. Okt.

Tagsbefehl.

Seit meinem Einzug in diese Stadt ist nun so
wohl der geringe Theil des Großherzogthums Berg,
welcher noch nicht besetzt war, als auch die Haupt-
und Residenzstadt Düsseldorf durch die unter meinen
Befehlen stehenden Truppen okkupirt.

Ueberall fand ich Proben der guten Gesinnungen,
welche die Bewohner des Großherzogthums beseelen,
Es wird für mich die angenehmste Pflicht seyn, da
von eine günstige Rechenschaft abzustatten.

Indessen finde ich nöthig bis auf weitere Einrich
tung nachfolgende Verordnungen zu treffen.

Art. 1. Der Obrist und Ritter von Chomiekoff
ist als Kommandant von Elberfeld und Barmen er
nannt. Keine Forderung welche nicht mit dem Visa
des Herrn Kommandanten versehen ist, darf angenom
men und ausgeführt werden.

2. Der Herr Karl Brügelmann ist provisorisch
als General Kommissair des Arrondissements Elberfeld
ernannt.

3. Die konstituirten Landesbehörden fahren bis
auf weitern Befehl fort, ihre Amtsverrichtungen auf
die bisherige Weise auszuüben, Sie stehen jedoch ein
zig unter dem ernannten General-Kommissair, und un
ter ihrer eigenen persönlichen Verantwortlichkeit müssen
sie von diesem Augenblicke an, alle Verbindungen und
Verhältnisse mit französischen oder andern außer dem
Arrondissement befindlichen Großherzoglichen Behörden
aufgeben. Diesemnach dürfen weder Gelder an der
gleichen Behörden eingesendet, noch auch Befehle oder
Aufträge von denselben angenommen oder befolgt
werden.

4. Schließlich werden alle Einwohner der hiesigen
Stadt, welcher ich für die gute Aufnahme meiner
Truppen, den herzlichsten Dank sage, samt allen Be
wohnern des Arrondissements Elberfeld aufgefordert,
mit demselben guten Geiste, wie bisher, für die Er
haltung der Ruhe und Ordnung, so wie für die un
gestörte Fortdauer der bisherigen und von dem Gene
ral-Commissair nicht ausdrücklich aufgehobenen Ein
richtungen zu wachen.

Der russisch-kaiserliche General-Major

(Unterz.) Yuſsefowitſsch.


Der Abzug der frz. Truppen erfolgte mit weniger Opfern und Zerstörungen, als zu befürchten war. Nach letzten Gefechten am 31. Oktober, 1813, insbesondere an der ‚Alten Brücke‘, zogen sich die frz. Truppen am 1./2. November 1813 endgültig zurück, und fünf Tage später besetzten alliierte Truppen die Stadt.


Nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 vertrieben die Truppen der Koalition gegen Napoleon (Preußen, Russland, Österreich und Schweden) die französischen Truppen aus den deutschen Gebieten.


Der russische General Yusefowitsch, unter dessen Führung russische Truppen ab dem 9. November 1813 Elberfeld und Barmen besetzten.


Siehe die Beilage: „Tagsbefehl“ von der „Avantgarde des kaiserl. russischen Armee-Korps“ vom 11. November 1813. Der Druck der Proklamation enthält das offenbar falsche Datum „11. Okt.“. In der Literatur wird der 11. November 1813 in Elberfeld als Beginn der russischen Kommandantschaft genannt und jener „Tagsbefehl“ auf diesen Tag datiert. (Vgl. Johann Friedrich Knapp: Geschichte, Statistik und Topographie der Städte Elberfeld und Barmen im Wupperthale. Iserlohn und Barmen 1835. S. 77.) Außerdem bezieht sich Johann Caspar Engels im Brief (Z. 4–5) auf den Abzug der Franzosen aus Frankfurt am Main. Der erfolgte bis zum 2. November 1813.


Bezeichnet im Kriegswesen das Beschaffen von Lebensmitteln oder für militärische Bedürfnisse erforderlichen Gegenständen von den Einwohnern des Feindeslandes durch die Besatzer.


Von Besatzern eingetriebene Abgaben, Steuern.


Ebenfalls Truppen der Koalition gegen Napoleon, die die besetzten Gebiete befreiten.


Antoine Baron de Rigaux (1758–1820), französischer General der Kavallerie.


Aus Angst vor Militärzensur hatte Johann Caspar Engels seinen Sohn bei „politischen Nachrichten“ aus Frankfurt zur „Vorsicht“ gemahnt (vgl. Brief Nr. 66 vom 5.4.1813).


Das Datum des „Tagsbefehls“ lautet richtig 11. November 1813. Dieser Tag ist in Elberfeld der Beginn der russischen Kommandantschaft. (Vgl. Johann Friedrich Knapp: Geschichte, Statistik und Topographie der Städte Elberfeld und Barmen im Wupperthale. Iserlohn und Barmen 1835, S. 77.)

1.5.

Herrn
Friedrich Engels.

AddsseAddresse Herrn J.Johann FridhFridrich Echkardt ſsrſsenior
fcofranco Wetzlar in

Frankfurth

HrHerr Meÿyberg ſschreibt uns, daß die
114 stük KthrKronthaler auf HrHerrn Merten
nun eingehen würdwürden

Lieber Friedrich!

Deine Briefe haben wir richtig erhalten, und freüenfreuen uns deines
Wohlſseins, und daß alles für die Stadt Frankfurth ſso glüklichglücklich
Vorübergegangenvorübergegangen
ist; angenehm war uns deine Beſschreibung,
wiewohl dwir dieſselbe ſspäth erhielten, und durch die HemungHemmung der
Post, dir nicht antworten kontenkonnten.

HeüteHeute erhielten wir dein LeztersLetzters nebst ſsämtlich FFurtherFrankfurther Zeitungen
die uns alles erzählen. auchAuch haben wir hier ſseit dienstagDienstag
Rußiſsche TrouppenTruppen, wovon der General in Elberfeld liegt und ein
liegende Proclamation
erlaßenerlassen hat; disdies ist ein GlükGlück für uns
da die Franzosen noch in dieſser Woche starke Requisitionen und
Contributionen gemacht haben, wovon wir nun Gottlob durch jene
TrouppenTruppen frei ſsind, und das ist offenbar ein Werk der KöniglichKöniglichen
Regierung Jeſsu Christi, der uns auch ferner ſschützen und befreÿyen
wird.
auchAuch DDorfDüſsſseldorff ist von Kosaken und PreüßPreußPreüßPreußiſschen Huſsaren
beſseztbeſsetzt. Das Franz.franz.Französischefranzösische Corps von General Rigeaud war 2 Tage Vorhervorher
über den Rhein gegangen, und hat ſsich hier beim durchzugDurchzug noch
ziemlich gut betragen.
 Der L.Liebe Pathohm hat ſsich Vorgenommenvorgenommen
dir alles umständlich zu erzählen, daher breche ich ab; und ſsage
dir nur noch, daß wir durch die Güte Gottes alle Wohlwohl ſsind,
auch die L. Liebe Mama noch ziemlich gut durch die Unruhe ge
komenkommen ist, gestern hatte ſsie einen guten Tag, heüteheute ist der
Krampf etwas ſschlimerſschlimmer, Gott gebe, daß Diedie beßrungBeßrung mehr fort
dauren möge.

ſsieSie läßt dich mit uns allen herzlich grüßen,
und empfiehlt dich dem ſSchutze Gottes, der ſso viel gutesGutes an uns
uns erzeigt hat. Hilf uns Ihm Dankendanken, und bitten, daß er
ferner alles herrlich hinausführenwollewolte.
Dein Treüertreuer Vater
C.Caspar Engels.

2.

Vereinigte-Armee von Schlesien.

Avantgarde des kaiserl. russischen

Armee-Korps.

Elberfeld den 11. Okt.

Tagsbefehl.

Seit meinem Einzug in diese Stadt ist nun so
wohl der geringe Theil des Großherzogthums Berg,
welcher noch nicht besetzt war, als auch die Haupt-
und Residenzstadt Düsseldorf durch die unter meinen
Befehlen stehenden Truppen okkupirt.

Ueberall fand ich Proben der guten Gesinnungen,
welche die Bewohner des Großherzogthums beseelen,
Es wird für mich die angenehmste Pflicht seyn, da
von eine günstige Rechenschaft abzustatten.

Indessen finde ich nöthig bis auf weitere Einrich
tung nachfolgende Verordnungen zu treffen.

Art. 1. Der Obrist und Ritter von Chomiekoff
ist als Kommandant von Elberfeld und Barmen er
nannt. Keine Forderung welche nicht mit dem Visa
des Herrn Kommandanten versehen ist, darf angenom
men und ausgeführt werden.

2. Der Herr Karl Brügelmann ist provisorisch
als General Kommissair des Arrondissements Elberfeld
ernannt.

3. Die konstituirten Landesbehörden fahren bis
auf weitern Befehl fort, ihre Amtsverrichtungen auf
die bisherige Weise auszuüben, Sie stehen jedoch ein
zig unter dem ernannten General-Kommissair, und un
ter ihrer eigenen persönlichen Verantwortlichkeit müssen
sie von diesem Augenblicke an, alle Verbindungen und
Verhältnisse mit französischen oder andern außer dem
Arrondissement befindlichen Großherzoglichen Behörden
aufgeben. Diesemnach dürfen weder Gelder an der
gleichen Behörden eingesendet, noch auch Befehle oder
Aufträge von denselben angenommen oder befolgt
werden.

4. Schließlich werden alle Einwohner der hiesigen
Stadt, welcher ich für die gute Aufnahme meiner
Truppen, den herzlichsten Dank sage, samt allen Be
wohnern des Arrondissements Elberfeld aufgefordert,
mit demselben guten Geiste, wie bisher, für die Er
haltung der Ruhe und Ordnung, so wie für die un
gestörte Fortdauer der bisherigen und von dem Gene
ral-Commissair nicht ausdrücklich aufgehobenen Ein
richtungen zu wachen.

Der russisch-kaiserliche General-Major

(Unterz.) Yuſsefowitſsch.


Der Abzug der frz. Truppen erfolgte mit weniger Opfern und Zerstörungen, als zu befürchten war. Nach letzten Gefechten am 31. Oktober, 1813, insbesondere an der ‚Alten Brücke‘, zogen sich die frz. Truppen am 1./2. November 1813 endgültig zurück, und fünf Tage später besetzten alliierte Truppen die Stadt.


Nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 vertrieben die Truppen der Koalition gegen Napoleon (Preußen, Russland, Österreich und Schweden) die französischen Truppen aus den deutschen Gebieten.


Der russische General Yusefowitsch, unter dessen Führung russische Truppen ab dem 9. November 1813 Elberfeld und Barmen besetzten.


Siehe die Beilage: „Tagsbefehl“ von der „Avantgarde des kaiserl. russischen Armee-Korps“ vom 11. November 1813. Der Druck der Proklamation enthält das offenbar falsche Datum „11. Okt.“. In der Literatur wird der 11. November 1813 in Elberfeld als Beginn der russischen Kommandantschaft genannt und jener „Tagsbefehl“ auf diesen Tag datiert. (Vgl. Johann Friedrich Knapp: Geschichte, Statistik und Topographie der Städte Elberfeld und Barmen im Wupperthale. Iserlohn und Barmen 1835. S. 77.) Außerdem bezieht sich Johann Caspar Engels im Brief (Z. 4–5) auf den Abzug der Franzosen aus Frankfurt am Main. Der erfolgte bis zum 2. November 1813.


Bezeichnet im Kriegswesen das Beschaffen von Lebensmitteln oder für militärische Bedürfnisse erforderlichen Gegenständen von den Einwohnern des Feindeslandes durch die Besatzer.


Von Besatzern eingetriebene Abgaben, Steuern.


Ebenfalls Truppen der Koalition gegen Napoleon, die die besetzten Gebiete befreiten.


Antoine Baron de Rigaux (1758–1820), französischer General der Kavallerie.


Aus Angst vor Militärzensur hatte Johann Caspar Engels seinen Sohn bei „politischen Nachrichten“ aus Frankfurt zur „Vorsicht“ gemahnt (vgl. Brief Nr. 66 vom 5.4.1813).


Das Datum des „Tagsbefehls“ lautet richtig 11. November 1813. Dieser Tag ist in Elberfeld der Beginn der russischen Kommandantschaft. (Vgl. Johann Friedrich Knapp: Geschichte, Statistik und Topographie der Städte Elberfeld und Barmen im Wupperthale. Iserlohn und Barmen 1835, S. 77.)


BarmenBarmen und Wupperfeld (Ausschnitt). Johann Heinrich Bleuler (1758–1823). Umrissradierung mit Gouache, um 1810. © Museum Industriekultur Wuppertal

Frankfurt am MainGefecht der Alliierten und Franzosen an der Alten Brücke, 1813. Unbek. Künstler. Gouache auf Papier. © Historisches Museum, Frankfurt am Main