Johann Caspar Engels II
1753 – 1821



Barmen

Friedrich Engels sen.
1796 – 1860



Frankfurt am Main

1.

1.2.

 Herrn
Friedrich Engels.
AddseAddrresse Herrn Joh. Johann FridhFridhrich Eckhardt ſsr.Senior
fco franco Wetzlar in

 Frankfurth a/mam Main

1.3.

 
Lieber Friedrich!

Zufolge deinen Lieben Briefen vom 12 paſsſs.paſsſsato haben wir das Laken und Caſsimir
für dich gekauft, und in 1 paquet F.E. durch Eng.Eng. Sieperman, der just nach
FFurthFrankfurth in ſseine Condition reißenreisen woltewollte, dir zugeſsantzugesandt, wir hoffen daß du
ſsolches ſschon erhalten hast, und daß dir unſsre Wahl gefallen wird.

wirWir freüenfreuen uns mit dir, daß du nun einen FreündFreund mehr hast, mit dem du
dich unterhalten kanstkanst; gewöhne ihn ſschon früh daran, daß ihr, wan ihr
aufm Zimmer beiſsamen ſseid, ein und mehr Capitel aus dem Worte Gottes
oder ſsonst einem guten Buche leßtlest, und darüber ſsprecht; wenigstens laß
dich nicht stöhrenstören an dem, was du mit dem guten Kethman zu leßenlesen
und zu betrachten gewohnt bist. — wirWir müßenmüssen beſsonders im Geistlichen
allewege auf unſsren eignen Vortheil ſsehen, auch in dieſsem Stück bin ich
ein Kaufman und Trachte nach den meisten proCenten; weil mir kein Menſsch
dem ich zu gefallen eine Stunde in gleichgültigen Dingen verſschwenden
woltewollte, davon keine Minute wiedergeben kankann, jener Dichter hat recht, wenwenn
er ſsagt: ich will mit meinen Stunden geitzen, ein SeegenSegen ſsoll den andern
reitzen, der Augenblick ſsei mein.

mitMit der L.Lieben Mama hat es ſseitdem zwar Langſsamlangsam, aber doch Gottlob
immer beßerbesser gegangen, ſsie ist freilig noch nicht frei von Krampf, allein
wir können doch urtheilen, daß er vor und nach abnimt abnimmt, ſsie hat kürzlich
beßerbesser geſschlafen oft 5 – 5 ½ Stunden an einem StükStück, dandann vermehrt ſsich
auch der ApetitAppetit, ſso daß wir hoffen, daß ſsie unter dem Beistand
Gottes bald einmal im ſseßelSessel ſsitzen kankann, morgen erwarten wir den
HrHerrn Dr Osberghaus, der alles näher bestimmen wird.

fahreFahre du fort L.Lieber Friedrich! mit uns den treüentreuen Heÿyland, der ja in den
Tagen ſseines Erdenlebens der beste und berühmteste Arzt war und allen
half, fleißig um ſseinen SeegenSegen anzuflehen; du thust dadurch der L.Lieben Mama
den besten Dienst, und hast auch für dich großen Vortheil davon, dendenn

er, unſser König Jesus Christus ist unerſschöpflich Reich, und ſso Genereus, daß ihm
keine Bittſschrift umſsonst überreicht wird, ſsondern uns ſselbst dazu ermuntert:
bittet, ſso werdet ihr nehmen, daß eüreeure FreüdeFreude vollkommen ſsei Joh:Johannes 16 VVers 24

Du hast ganz recht l.lieber Friedrich, daß wir große Vorzüge, vor andern Ge
genden haben, die der Krieg verſsehrt hat, und wo die TaußendeTausende Menſschen
unter DrukDruck und Mangel ſseüfzenseufzen, und denen noch große Gefahren bevor
stehen, mögte dieſse gnädige Schonung nur von uns allen erkanterkannt, und dem
guten Gott innigst verdankt werden!

dieDie Handlung hier aufm PlazePlatze und ins Reich geht noch ziemlich, auch haben
HrHerren Gebauer und Querfurth 2 gute Aufträge gegeben, die bei 6/m stükStück Kanten
150 DzDutzend LangLangetten und 600 stükStück ganz Brochirte ſsich betragen, nun ſschaden uns die
Kriegs unruhenKriegsunruhen wegen den Leipz. Leipziger und FF.a/oOFrankfurther an der oOder MeßenMessen und in Hamburg ſsehr, ſso
daß wir von 3ter ſsorteSorte Kanten großes Lager haben, und daher mit HrHerrn Krebs
einig wurden, dHrden Herrn Kremling und Caspar nach Bremen, Hamburg, Flensburg
und ins Meklenburgiſsche reißenreisen zu laßenlassen; ſseit 8 Tagen haben ſsich dieſselb.dieſselben
Marſschfertigmarschfertig gemacht, und ſsind gestern morgen bereits nach Hamm abge
ſseegelt; der Herr begleite ſsie durch ſseine Engel, und gebe zu ihren
bemühungenBemühungen ſsein gedeÿyenGedeihen.

Daß von der Conscription 1813 viele Menſschen gefordert wurden, dieſse
aber ſsehr klein war, und wegen dem starken Deſsertiren, nicht alles nach
gefoderte
Nach
geforderte
erſsetzen kankann, und nun von der Reſserve von 1812 genommen
wird, weißweißt du vieleichtvielleicht noch nicht, ſso auch, daß Hr Herr Trappenberg und
Caspar von neüemneuem aufgerufen wurden, indem es an die vertauſschten
Nr Nummern der SubsistutenSubstituten gekommen war, und bis N. Nummer 127 fortgegangen ist,
wodurch viele, die ſsich frei glaubten in die größte Verlegenheit ver
ſsezt
ver
setzt
wurden, und dienen müßenmüssen.

fürFür Caspar ist ſschon vor 14 Tagen 1 RemplRemplaçant eingestelteingestellt worden, der
wie wir glauben brav ist, und 1000 rrReichstaler kostet, Hr Herr Trappenberg wird wahr
scheinlich, durch ein Miniſsterielles Decret frei werden, weil er vor dieſsem

Termin geheÿyrathetgeheirathet war, und jeztjetzt Proviſsor iſst! —

übrigensÜbrigens bleibts hier ſso ziemlich beim alten außer daß der neüeneue Weg von
HrHerrn Wittenſstein an bis hier am Brügel bald fertig ist, und durch ſseine große
Breite und hohe lageLage brav Staub macht, und den Bleichen ſschadet.

Die L.Liebe Mama Patohm deine Geschwister grüßen dich mit mir herzlich und
empfehlen dich dem gnädigen Schutze Gottes;
 Dein treüertreuer Vater
C.Caspar Engels.
 

N. S.
gerneGerne hörte ich nächstenſs ein Bisgen von den Pfingstfeÿyertagen, wie du
ſsolche verlebt, wer da gepredigt, wie die erste Predigt von HrHerrn Spies
aufgenomenaufgenommen worden ſsei, ob du auch einmal dHr den Herrn P. Paſsſsavent beſsucht
hast, was der gute HrHerr de Neufville macht p.

auchAuch wäre es ſschiklichschicklich, wan wann du dHr den Herrn P.r Pastor Spies bewillkomenbewillkommen würdest,
er kentkennt uns gut, und es würde ihn freüenfreuen.

nunNun noch eine leißeleise Frage ans Ohr, ſsind die Briefe an HrHerr P.r Pastor Nourneÿy
Mstr Meister Schinnenburg und Hölsberg auf der Post?

undUnd endlich, wie hält ſsich dein flügelFlügel, und wie avancirt Fridrich
in der Muſsic
und im Franzöſsiſschen? wäre es nicht gut, wanwann du
auch das JtalieniſscheItalienische mit fortſseztestfortsetztest?

dHrdDem Herrn Ekard meine beste empfehlungEmpfehlung


Ital. Kaufmannssprache: „des vergangenen Monats“.


Gemeint ist ‚Kaschmir‘. Gewebe aus der Unterwolle der Kaschmirziege (Himalaya), auch ‚Shawl‘ genannt.


Üblicherweise wurden Paket und Paketbegleitschein deutlich mit den Initialen des Empfängers (hier Friedrich Engels sen.) in lateinischen Großbuchstaben beschriftet.


Christian Engelbert Siepermann (1795–?), Kaufmann in Barmen.


Hier: Anstellung.


Johann Kethmann jun. (1793–1865), Kaufmann. 1813 ebenfalls in Frankfurt am Main in Ausbildung zum Kaufmann, seit dieser Zeit mit Friedrich Engels sen. befreundet.


Vermutlich Christoph Rheineck (1748–1797), Kaufmann, Gastwirt und Komponist in Memmingen. Johann Caspar Engels zitiert die drei letzten Zeilen des Lieds Lebensgebrauch (3 Strophen). Text und Melodie stammen vermutlich von Rheineck. (Dritte Lieder-Sammlung mit Klavier-Melodien. In die Musik gesezt von Christoph Rheineck. Memmingen 1784, S. 16)


Ida Louise Friederike Engels, geb. Noot (1762–1822), Großmutter von Friedrich Engels.


Christian Leopold Osberghaus (1774–1854 ), Arzt, ab 1806 Kreisphysikus in Ründeroth bei Engelskirchen


Johannes 16,24: „Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr empfangen, auf dass eure Freude vollkommen sei.“


Kunden der Firma Caspar Engels Söhne


6 mille = 6000.


‚Kanten‘ ist das niederdeutsche Wort für gewirkte Spitzen (z.B. aus Garn).


Fachterminus der Spitzenherstellung, benannt nach dem praktizierten Schlingstich in Form einer eingerollten Zunge (frz. languette: "Zünglein") (vgl. Anne Wanner‘s Textiles in History: http://www.annatextiles.ch/vo_sti/voca3/voc3.htm).


Mit besonderer Technik eingewebte Muster in Stoffen.


Angespielt wird hier u.a. auf die schwierige Situation in Sachsen, denn der sächsische König wechselte im April 1813 die Seiten und wurde Bündnispartner Napoleons. Zwischen Juni und August 1813 bestand ein brüchiger Waffenstillstand zwischen Frankreich auf der einen und den Bündnispartnern Österreich, Preußen und Russland auf der anderen Seite. Das von Franzosen besetze Hamburg konnte zwischen März und Mai 1813 kurzzeitig durch russische Truppen von den französischen Besatzern befreit werden. Nach der Wiedereroberung durch französische Truppen fielen mehrere tausend Hamburger den harten Strafmaßnahmen zum Opfer.


Wegen der Kriegshandlungen und Einquartierungen wird die Situation in Leipzig im Jahr 1813 so beschrieben: „Unter diesen Umständen war die Ostermesse kläglich ausgefallen.“ (Ernst Hasse: Geschichte der Leipziger Messen. Leipzig 1885, S. 165.) In Frankfurt (Oder) fanden Messen an Reminiscere (2. Fastensonntag), am Sonntag nach Margaretha (20. Juli) und an Martini (11. November) statt. Die Reminiscere-Messe 1813 „war abgehalten worden, es hatte auf derselben aber so gut wie kein Verkehr stattgefunden.“ ([Karl von Prittwitz]: Beiträge zur Geschichte des Jahres 1813. Band 1. Potsdam 1843, S. 223.)


Friedrich Wilhelm Krebs (1768–1819), Kaufmann in Barmen.


August Karl Gottlieb Kremling (1787–?), Teilhaber der Firma Wwe. Johann Wilhelm Clever in Barmen.


Johann Caspar Engels (1792–1863), Teilhaber der Firma Caspar Engels Söhne in Barmen. Onkel von Friedrich Engels jun.


Erfassung der männlichen Bevölkerung eines Gebiets nach ihrer Tauglichkeit für den Wehrdienst.


Eduard Trappenberg (1792–1852), Kaufmann in Barmen.


Fälschlich für ‚Substituten‘: Ersatzmänner für abwesende Militärdienstpflichtige.


Stellvertreter, Ersatzmann für einen Militärdienstpflichtigen. Frz. remplacer: ‚ersetzen‘. Zur Aufrechterhaltung des wirtschaftlichen Lebens war es im französischen Conscriptionssystem möglich, dass u.a. Kaufleute gegen Bezahlung Remplaçants (auch: Remplassanten oder Nachmänner) für ihre dienstpflichtigen Söhne stellen konnten. Diese Möglichkeit bestand ab 1814 in Preußen nicht mehr. Stattdessen gab es u. a. in Barmen und Elberfeld Fälle von Täuschung, Betrug und Bestechung zwecks Befreiung von der Wehrpflicht. Der Elberfelder Landrat Otto von Diest (1821–1901) deckte 1854 ein System der illegalen Dienstbefreiung auf. Seine Ermittlungen führten zu 150 Verurteilungen zu Festungshaft und Nachdienen. Von Diest wurde anschließend auf Betreiben betroffener Familien versetzt. Ähnliche Vorwürfe gegen die Unternehmerschicht im Niederbergischen gab es seit den 1820er Jahren bis zum Jahr 1870. (Vgl. Friedrich Zunkel: Der rheinisch-Westfälische Unternehmer 1834–1879. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Bürgertums im 19. Jahrhundert. Köln, Opladen 1962, S. 86f.; Bernhard Schmitt: Armee und staatliche Integration. Preußen und die Habsburgermonarchie 1815-1866. Rekrutierungspolitik in den neuen Provinzen: Staatliches Handeln und Bevölkerung. Paderborn u. a. 2007, S. 210–214.)


Verwalter.


Vermutlich Johannes Friedrich Wittenstein (1772–1847), Besitzer einer Türkischrot-Färberei an der Haspeler Brücke in Barmen. Bruder von Johanna Wilhelmine Overbeck, geb. Wittenstein (1774–1844)


Gemeint ist die Ortslage ‚Brögel‘ am südlichen Wupperufer. Der beschriebene Weg ist die neue Verbindungsstraße zwischen Elberfeld und Barmen (heute: Friedrich-Engels-Allee).


Leinen-, Hanf- und Baumwollfasern wurden im naturfarbigen Zustand versponnen und mussten vor dem Verkauf gebleicht werden. Auf einer Wiese in der Nähe eines Flusses, dem Bleichplatz oder auch der Tuchbleiche, wurden die von der Wäsche noch nassen Gewebe flach ausgelegt oder aufgespannt und kontinuierlich feucht gehalten. Manche Bleicher besprengten die Textilien auch mit Laugen. Etwa durch Straßenbau bedingter Staub erschwerte den Prozess.


Benjamin Engels (1751–1820), genannt ‚Patohm‘ (Patenonkel), Teilhaber der Firma Caspar Engels Söhne in Barmen. Onkel des Vaters von Friedrich Engels.


Die Geschwister des Vaters von Friedrich Engels sind Johann Caspar Engels (1792–1863), August Engels (1797–1874) und Louise Engels (1799–1845).


Johann Christoph Spies (1771–1829), reformierter Pfarrer und Konsistorialrat in Frankfurt am Main.


Jakob Ludwig Passavant (1751–1827), reformierter Pfarrer in Frankfurt am Main.


Mathias Wilhelm de Neufville (1762–1842), Arzt in Frankfurt am Main.


Anton Hermann Nourney (1762–1834), ab 1802 Pfarrer in Elberfeld.


Johann Wilhelm Schinnenburg (1774–1820), Lehrer an der Brucher Schule in Barmen.


Johann Abraham Hülsberg (1741–1821), Färbermeister in der Firma Wuppermann in (Barmen-)Wichlinghausen.


Johann Friedrich Eckhardt (1762–1841), Inhaber einer 1809 erstmalig erwähnten Wollhandlung in Frankfurt am Main. Lehrherr von Friedrich Engels sen.

1.

1.2.

 Herrn
Friedrich Engels.
AddseAddrresse Herrn Joh. Johann FridhFridhrich Eckhardt ſsr.Senior
fco franco Wetzlar in

 Frankfurth a/mam Main

1.3.

 
Lieber Friedrich!

Zufolge deinen Lieben Briefen vom 12 paſsſs.paſsſsato haben wir das Laken und Caſsimir
für dich gekauft, und in 1 paquet F.E. durch Eng.Eng. Sieperman, der just nach
FFurthFrankfurth in ſseine Condition reißenreisen woltewollte, dir zugeſsantzugesandt, wir hoffen daß du
ſsolches ſschon erhalten hast, und daß dir unſsre Wahl gefallen wird.

wirWir freüenfreuen uns mit dir, daß du nun einen FreündFreund mehr hast, mit dem du
dich unterhalten kanstkanst; gewöhne ihn ſschon früh daran, daß ihr, wan ihr
aufm Zimmer beiſsamen ſseid, ein und mehr Capitel aus dem Worte Gottes
oder ſsonst einem guten Buche leßtlest, und darüber ſsprecht; wenigstens laß
dich nicht stöhrenstören an dem, was du mit dem guten Kethman zu leßenlesen
und zu betrachten gewohnt bist. — wirWir müßenmüssen beſsonders im Geistlichen
allewege auf unſsren eignen Vortheil ſsehen, auch in dieſsem Stück bin ich
ein Kaufman und Trachte nach den meisten proCenten; weil mir kein Menſsch
dem ich zu gefallen eine Stunde in gleichgültigen Dingen verſschwenden
woltewollte, davon keine Minute wiedergeben kankann, jener Dichter hat recht, wenwenn
er ſsagt: ich will mit meinen Stunden geitzen, ein SeegenSegen ſsoll den andern
reitzen, der Augenblick ſsei mein.

mitMit der L.Lieben Mama hat es ſseitdem zwar Langſsamlangsam, aber doch Gottlob
immer beßerbesser gegangen, ſsie ist freilig noch nicht frei von Krampf, allein
wir können doch urtheilen, daß er vor und nach abnimt abnimmt, ſsie hat kürzlich
beßerbesser geſschlafen oft 5 – 5 ½ Stunden an einem StükStück, dandann vermehrt ſsich
auch der ApetitAppetit, ſso daß wir hoffen, daß ſsie unter dem Beistand
Gottes bald einmal im ſseßelSessel ſsitzen kankann, morgen erwarten wir den
HrHerrn Dr Osberghaus, der alles näher bestimmen wird.

fahreFahre du fort L.Lieber Friedrich! mit uns den treüentreuen Heÿyland, der ja in den
Tagen ſseines Erdenlebens der beste und berühmteste Arzt war und allen
half, fleißig um ſseinen SeegenSegen anzuflehen; du thust dadurch der L.Lieben Mama
den besten Dienst, und hast auch für dich großen Vortheil davon, dendenn

er, unſser König Jesus Christus ist unerſschöpflich Reich, und ſso Genereus, daß ihm
keine Bittſschrift umſsonst überreicht wird, ſsondern uns ſselbst dazu ermuntert:
bittet, ſso werdet ihr nehmen, daß eüreeure FreüdeFreude vollkommen ſsei Joh:Johannes 16 VVers 24

Du hast ganz recht l.lieber Friedrich, daß wir große Vorzüge, vor andern Ge
genden haben, die der Krieg verſsehrt hat, und wo die TaußendeTausende Menſschen
unter DrukDruck und Mangel ſseüfzenseufzen, und denen noch große Gefahren bevor
stehen, mögte dieſse gnädige Schonung nur von uns allen erkanterkannt, und dem
guten Gott innigst verdankt werden!

dieDie Handlung hier aufm PlazePlatze und ins Reich geht noch ziemlich, auch haben
HrHerren Gebauer und Querfurth 2 gute Aufträge gegeben, die bei 6/m stükStück Kanten
150 DzDutzend LangLangetten und 600 stükStück ganz Brochirte ſsich betragen, nun ſschaden uns die
Kriegs unruhenKriegsunruhen wegen den Leipz. Leipziger und FF.a/oOFrankfurther an der oOder MeßenMessen und in Hamburg ſsehr, ſso
daß wir von 3ter ſsorteSorte Kanten großes Lager haben, und daher mit HrHerrn Krebs
einig wurden, dHrden Herrn Kremling und Caspar nach Bremen, Hamburg, Flensburg
und ins Meklenburgiſsche reißenreisen zu laßenlassen; ſseit 8 Tagen haben ſsich dieſselb.dieſselben
Marſschfertigmarschfertig gemacht, und ſsind gestern morgen bereits nach Hamm abge
ſseegelt; der Herr begleite ſsie durch ſseine Engel, und gebe zu ihren
bemühungenBemühungen ſsein gedeÿyenGedeihen.

Daß von der Conscription 1813 viele Menſschen gefordert wurden, dieſse
aber ſsehr klein war, und wegen dem starken Deſsertiren, nicht alles nach
gefoderte
Nach
geforderte
erſsetzen kankann, und nun von der Reſserve von 1812 genommen
wird, weißweißt du vieleichtvielleicht noch nicht, ſso auch, daß Hr Herr Trappenberg und
Caspar von neüemneuem aufgerufen wurden, indem es an die vertauſschten
Nr Nummern der SubsistutenSubstituten gekommen war, und bis N. Nummer 127 fortgegangen ist,
wodurch viele, die ſsich frei glaubten in die größte Verlegenheit ver
ſsezt
ver
setzt
wurden, und dienen müßenmüssen.

fürFür Caspar ist ſschon vor 14 Tagen 1 RemplRemplaçant eingestelteingestellt worden, der
wie wir glauben brav ist, und 1000 rrReichstaler kostet, Hr Herr Trappenberg wird wahr
scheinlich, durch ein Miniſsterielles Decret frei werden, weil er vor dieſsem

Termin geheÿyrathetgeheirathet war, und jeztjetzt Proviſsor iſst! —

übrigensÜbrigens bleibts hier ſso ziemlich beim alten außer daß der neüeneue Weg von
HrHerrn Wittenſstein an bis hier am Brügel bald fertig ist, und durch ſseine große
Breite und hohe lageLage brav Staub macht, und den Bleichen ſschadet.

Die L.Liebe Mama Patohm deine Geschwister grüßen dich mit mir herzlich und
empfehlen dich dem gnädigen Schutze Gottes;
 Dein treüertreuer Vater
C.Caspar Engels.
 

N. S.
gerneGerne hörte ich nächstenſs ein Bisgen von den Pfingstfeÿyertagen, wie du
ſsolche verlebt, wer da gepredigt, wie die erste Predigt von HrHerrn Spies
aufgenomenaufgenommen worden ſsei, ob du auch einmal dHr den Herrn P. Paſsſsavent beſsucht
hast, was der gute HrHerr de Neufville macht p.

auchAuch wäre es ſschiklichschicklich, wan wann du dHr den Herrn P.r Pastor Spies bewillkomenbewillkommen würdest,
er kentkennt uns gut, und es würde ihn freüenfreuen.

nunNun noch eine leißeleise Frage ans Ohr, ſsind die Briefe an HrHerr P.r Pastor Nourneÿy
Mstr Meister Schinnenburg und Hölsberg auf der Post?

undUnd endlich, wie hält ſsich dein flügelFlügel, und wie avancirt Fridrich
in der Muſsic
und im Franzöſsiſschen? wäre es nicht gut, wanwann du
auch das JtalieniſscheItalienische mit fortſseztestfortsetztest?

dHrdDem Herrn Ekard meine beste empfehlungEmpfehlung


Ital. Kaufmannssprache: „des vergangenen Monats“.


Gemeint ist ‚Kaschmir‘. Gewebe aus der Unterwolle der Kaschmirziege (Himalaya), auch ‚Shawl‘ genannt.


Üblicherweise wurden Paket und Paketbegleitschein deutlich mit den Initialen des Empfängers (hier Friedrich Engels sen.) in lateinischen Großbuchstaben beschriftet.


Christian Engelbert Siepermann (1795–?), Kaufmann in Barmen.


Hier: Anstellung.


Johann Kethmann jun. (1793–1865), Kaufmann. 1813 ebenfalls in Frankfurt am Main in Ausbildung zum Kaufmann, seit dieser Zeit mit Friedrich Engels sen. befreundet.


Vermutlich Christoph Rheineck (1748–1797), Kaufmann, Gastwirt und Komponist in Memmingen. Johann Caspar Engels zitiert die drei letzten Zeilen des Lieds Lebensgebrauch (3 Strophen). Text und Melodie stammen vermutlich von Rheineck. (Dritte Lieder-Sammlung mit Klavier-Melodien. In die Musik gesezt von Christoph Rheineck. Memmingen 1784, S. 16)


Ida Louise Friederike Engels, geb. Noot (1762–1822), Großmutter von Friedrich Engels.


Christian Leopold Osberghaus (1774–1854 ), Arzt, ab 1806 Kreisphysikus in Ründeroth bei Engelskirchen


Johannes 16,24: „Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr empfangen, auf dass eure Freude vollkommen sei.“


Kunden der Firma Caspar Engels Söhne


6 mille = 6000.


‚Kanten‘ ist das niederdeutsche Wort für gewirkte Spitzen (z.B. aus Garn).


Fachterminus der Spitzenherstellung, benannt nach dem praktizierten Schlingstich in Form einer eingerollten Zunge (frz. languette: "Zünglein") (vgl. Anne Wanner‘s Textiles in History: http://www.annatextiles.ch/vo_sti/voca3/voc3.htm).


Mit besonderer Technik eingewebte Muster in Stoffen.


Angespielt wird hier u.a. auf die schwierige Situation in Sachsen, denn der sächsische König wechselte im April 1813 die Seiten und wurde Bündnispartner Napoleons. Zwischen Juni und August 1813 bestand ein brüchiger Waffenstillstand zwischen Frankreich auf der einen und den Bündnispartnern Österreich, Preußen und Russland auf der anderen Seite. Das von Franzosen besetze Hamburg konnte zwischen März und Mai 1813 kurzzeitig durch russische Truppen von den französischen Besatzern befreit werden. Nach der Wiedereroberung durch französische Truppen fielen mehrere tausend Hamburger den harten Strafmaßnahmen zum Opfer.


Wegen der Kriegshandlungen und Einquartierungen wird die Situation in Leipzig im Jahr 1813 so beschrieben: „Unter diesen Umständen war die Ostermesse kläglich ausgefallen.“ (Ernst Hasse: Geschichte der Leipziger Messen. Leipzig 1885, S. 165.) In Frankfurt (Oder) fanden Messen an Reminiscere (2. Fastensonntag), am Sonntag nach Margaretha (20. Juli) und an Martini (11. November) statt. Die Reminiscere-Messe 1813 „war abgehalten worden, es hatte auf derselben aber so gut wie kein Verkehr stattgefunden.“ ([Karl von Prittwitz]: Beiträge zur Geschichte des Jahres 1813. Band 1. Potsdam 1843, S. 223.)


Friedrich Wilhelm Krebs (1768–1819), Kaufmann in Barmen.


August Karl Gottlieb Kremling (1787–?), Teilhaber der Firma Wwe. Johann Wilhelm Clever in Barmen.


Johann Caspar Engels (1792–1863), Teilhaber der Firma Caspar Engels Söhne in Barmen. Onkel von Friedrich Engels jun.


Erfassung der männlichen Bevölkerung eines Gebiets nach ihrer Tauglichkeit für den Wehrdienst.


Eduard Trappenberg (1792–1852), Kaufmann in Barmen.


Fälschlich für ‚Substituten‘: Ersatzmänner für abwesende Militärdienstpflichtige.


Stellvertreter, Ersatzmann für einen Militärdienstpflichtigen. Frz. remplacer: ‚ersetzen‘. Zur Aufrechterhaltung des wirtschaftlichen Lebens war es im französischen Conscriptionssystem möglich, dass u.a. Kaufleute gegen Bezahlung Remplaçants (auch: Remplassanten oder Nachmänner) für ihre dienstpflichtigen Söhne stellen konnten. Diese Möglichkeit bestand ab 1814 in Preußen nicht mehr. Stattdessen gab es u. a. in Barmen und Elberfeld Fälle von Täuschung, Betrug und Bestechung zwecks Befreiung von der Wehrpflicht. Der Elberfelder Landrat Otto von Diest (1821–1901) deckte 1854 ein System der illegalen Dienstbefreiung auf. Seine Ermittlungen führten zu 150 Verurteilungen zu Festungshaft und Nachdienen. Von Diest wurde anschließend auf Betreiben betroffener Familien versetzt. Ähnliche Vorwürfe gegen die Unternehmerschicht im Niederbergischen gab es seit den 1820er Jahren bis zum Jahr 1870. (Vgl. Friedrich Zunkel: Der rheinisch-Westfälische Unternehmer 1834–1879. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Bürgertums im 19. Jahrhundert. Köln, Opladen 1962, S. 86f.; Bernhard Schmitt: Armee und staatliche Integration. Preußen und die Habsburgermonarchie 1815-1866. Rekrutierungspolitik in den neuen Provinzen: Staatliches Handeln und Bevölkerung. Paderborn u. a. 2007, S. 210–214.)


Verwalter.


Vermutlich Johannes Friedrich Wittenstein (1772–1847), Besitzer einer Türkischrot-Färberei an der Haspeler Brücke in Barmen. Bruder von Johanna Wilhelmine Overbeck, geb. Wittenstein (1774–1844)


Gemeint ist die Ortslage ‚Brögel‘ am südlichen Wupperufer. Der beschriebene Weg ist die neue Verbindungsstraße zwischen Elberfeld und Barmen (heute: Friedrich-Engels-Allee).


Leinen-, Hanf- und Baumwollfasern wurden im naturfarbigen Zustand versponnen und mussten vor dem Verkauf gebleicht werden. Auf einer Wiese in der Nähe eines Flusses, dem Bleichplatz oder auch der Tuchbleiche, wurden die von der Wäsche noch nassen Gewebe flach ausgelegt oder aufgespannt und kontinuierlich feucht gehalten. Manche Bleicher besprengten die Textilien auch mit Laugen. Etwa durch Straßenbau bedingter Staub erschwerte den Prozess.


Benjamin Engels (1751–1820), genannt ‚Patohm‘ (Patenonkel), Teilhaber der Firma Caspar Engels Söhne in Barmen. Onkel des Vaters von Friedrich Engels.


Die Geschwister des Vaters von Friedrich Engels sind Johann Caspar Engels (1792–1863), August Engels (1797–1874) und Louise Engels (1799–1845).


Johann Christoph Spies (1771–1829), reformierter Pfarrer und Konsistorialrat in Frankfurt am Main.


Jakob Ludwig Passavant (1751–1827), reformierter Pfarrer in Frankfurt am Main.


Mathias Wilhelm de Neufville (1762–1842), Arzt in Frankfurt am Main.


Anton Hermann Nourney (1762–1834), ab 1802 Pfarrer in Elberfeld.


Johann Wilhelm Schinnenburg (1774–1820), Lehrer an der Brucher Schule in Barmen.


Johann Abraham Hülsberg (1741–1821), Färbermeister in der Firma Wuppermann in (Barmen-)Wichlinghausen.


Johann Friedrich Eckhardt (1762–1841), Inhaber einer 1809 erstmalig erwähnten Wollhandlung in Frankfurt am Main. Lehrherr von Friedrich Engels sen.


BarmenBarmen und Wupperfeld (Ausschnitt). Johann Heinrich Bleuler (1758–1823). Umrissradierung mit Gouache, um 1810. © Museum Industriekultur Wuppertal

Frankfurt am MainGefecht der Alliierten und Franzosen an der Alten Brücke, 1813. Unbek. Künstler. Gouache auf Papier. © Historisches Museum, Frankfurt am Main