Geſtstern Morgen erhielt ich Deinen l.lieben Brief und gleichzeitig
einen aus Barmen von Hermann und Emil. Mit Ver⹀
gnügen ſsah ich daraus, daß es Dir wieder beſsſser ging, und
Du bald wieder ganz hergeſtstellt biſtst. Aus Friedrichs Brief
haſtst Du meine glüklicheglückliche Ankunft geſsehen, ich war richtig
um 12 Uhr Mittags hier. JIch wohne wieder bei Friedrich,
es war grade ein hübſsches Schlafzimmer frei. Friedrich
ſsieht wieder recht wohl und eben ſso ſtstark wie früher
aus. Diesmal fand ich hier die Bilanzarbeiten
wirklich ſschon fertig, und das Reſsultat über mein
Erwarten günſtstig, nämlich eben ſso ſtstark, wie das
verfloßeneverflossene Jahr, und meinen Antheil ſsogar
noch um ₤ 12,– größer, da das Bündelgeſschäft etwas
mehr gegen voriges Jahr geliefert hatte. Dieſse Reſsultate
ſsind wirklich erſtstaunlich, und um ſso erfreulicher, als
das Geſschäft eine ſsolidere Richtung genommen hat,
indem Spools und Bündel ſsich mehr ausdehnen, und
wir demnach weniger von dem Abſsatz an die weniger
ſsoliden Fabrikanten abhängig ſsind. – LEinen Sorgenſtstein,
liebe Mutter, kann ich Dir nun vollſtständig abnehmen,
den nämlich wegen der Deposita & Capitalien. Es iſtst jetzt
ſschon hinreichend Geld hier vorräthig um 20 à 30,000 ThlrThaler
heraus^ziehenherausziehen zu können, wenn es durch irgend
eine Kündigung nothwendig würde. Wir haben in
dieſsem AugenblikAugenblick hier ₤ 18,000 – in Wechſsel u.und beim Banquier
ſtstehen. Peter E.Ermen bekommt davon ₤ 5600 – mithin bleiben
ſtstark ₤ 12,000 – oder rhReichstaler 84,000 – disponible übrig, dabei ſsind
wir hier nichts ſschuldig und haben noch bezaltebezahlte Baumwolle
für 7 Monate vorräthig. Mit GottfrGottfried E. Ermen habe ich in Bezug
auf den Fond die nöthige Abſsprache getroffen, er iſtst ganz damit
einverſtstanden, und ſsomit wäre dieſse Sache in Ordnung.
Er ſsieht auch wohl ein, daß überflüßigerüberflüssiger Fond ebenſso wohl
nachtheilig für ein Geſschäft iſtst, als zu geringer, und deshalb
entſtsteht bei einem Geſschäfte, worin monatlich der Fond außer
den
außer den Zinſsen um ₤ 1000 – wächſtst, bald die Frage,
wohin mit dem überflüßigenüberflüssigen Gelde? wobei es dann am
einfachſtsten iſtst daß ich einen Theil davon zu mir
nehme, und die läſtstigen Capitalien abtrage.
Jetzt, liebe Mutter wirſtst du mir doch wohl recht
geben, wenn ich behauptete daß es hier bald
überſschäumen würde! Wir wollen übrigens Gott
danken, der alles ſso zu unſserm GlükGlück und Segen gelenkt
hat. Wegen Anton E.Ermen iſtst hier noch nichts geſschehen
und beſschloßenbeſschlossen, einſtstweilen nur wird er von GottfrdGottfried
und wahrſscheinlich auch von Peter unterſtstützt. Hätte der
dumme Anton nicht durch ſseinen albernen Contrakt
alles verdorben, ſso daß er noch ein paar Jahre warten
könnte ſso hätte man vielleicht in Verbindung mit
GottfrGottfried etwas Vernünftiges an der Sieg beginnen
können. JIch habe noch Niemand geſsehen, der ſsich
ſso in ſseiner eignen Schlinge gefangen hätte!
die übrigen herzlich von mir.
Friedrich
Dein
Friedrich
Einlage an Hermann laß mit beiſschließen
Hermann Engels (1822–1905), zweiter Sohn von Friedrich Engels sen. und Elise Engels, geb. van Haar. Ab 1855 verheiratet mit Emma Croon (1834–1916).
Emil Engels (1828–1884), dritter Sohn und fünftes Kind von Friedrich Engels sen. und Elise Engels, geb. van Haar. Ab 1853 verheiratet mit Charlotte Bredt (1822–1912).
Garn wurde in 'Bündeln' oder auf 'Spulen' gehandelt. Ein 'Bündel' enthielt eine Anzahl von zusammengelegten 'Strähnen' von Garn mit einer bestimmten Länge. Die Garnlänge in einer 'Strähne' und die Anzahl der 'Strähnen' in einem 'Bündel' waren nach Herkunft des Garns unterschiedlich.
Engl. "Spulen".
Verwahrte Finanzmittel sowie Kapital, das durch die Firma Ermen & Engels erworben wurde.
Bei einem Wechsel handelt es sich um ein Wertpapier, welches den Aussteller oder eine dritte Person zu der unmittelbaren Auszahlung einer Summe innerhalb einer bestimmten Frist verpflichtet.
Peter Albert Ermen (1800–1887), Teilhaber der Firma Ermen & Engels in Manchester und Engelskirchen, zog sich 1852 aus der Geschäftsführung zurück. Ab 1831 verheiratet mit
Sarah Forster (1806–?).
Frz. "verfügbar".
Peter Jacob Gottfried Ermen (1811–1899), Teilhaber und Chef der Firma Ermen & Engels in Engelskirchen.
Friedrich Engels sen. spielt hier auf die beste Möglichkeit im Umgang mit Firmenkapital an: Eine große Summe Firmenkapital unberührt liegen zu lassen betrachtet er als ebenso schädlich wie mit einer zu geringen Summe Geld zu hohe Ausgaben machen zu wollen.
Gottfried Anton Ermen (1807–1885), Vertreter der Firma Ermen & Engels in Engelskirchen.
Knieriem stellt den Sachverhalt schlüssig dar: „Gottfried Anton Ermen hatte 1853 ein Grundstück mit Wassergefälle in Stein an der Sieg erworben. Hier sollte eine neue Baumwollspinnerei mit 16.000 Spindeln eingerichtet werden. Die Aufwendungen dafür sollten durch Friedrich Engels sen. und Gottfried Anton Ermen je zur Hälfte aufgebracht werden. Dieser Plan zerschlug sich, da sich Gottfried Anton Ermen kurz vor dem Vertragsschluss mit Friedrich Engels sen. an einer Kölner Spinnereigesellschaft beteiligte und dort auch das Wassergefälle an der Sieg einbrachte." (Michael Knieriem (Hg.): Die Herkunft des Friedrich Engels. Trier 1991, S. 641.)
Stadt im Nordwesten Englands.
Verschlussvorrichtung einer Tür.
Barmen besaß seit 1848 Gasanschluss – 10 Jahre später als Elberfeld (vgl. Michael Knieriem (Hg.): Die Herkunft des Friedrich Engels. Trier 1991, S. 564, Anm. 3 zu Brief 305b).
Gemeint sind die drei noch lebenden gemeinsamen Töchter Marie Engels (1824–1901), Hedwig Engels (1830–1904) und
Elise Engels (1834–1912).
Einen Brief (an einen Dritten) beilegen.
Geſtstern Morgen erhielt ich Deinen l.lieben Brief und gleichzeitig
einen aus Barmen von Hermann und Emil. Mit Ver⹀
gnügen ſsah ich daraus, daß es Dir wieder beſsſser ging, und
Du bald wieder ganz hergeſtstellt biſtst. Aus Friedrichs Brief
haſtst Du meine glüklicheglückliche Ankunft geſsehen, ich war richtig
um 12 Uhr Mittags hier. JIch wohne wieder bei Friedrich,
es war grade ein hübſsches Schlafzimmer frei. Friedrich
ſsieht wieder recht wohl und eben ſso ſtstark wie früher
aus. Diesmal fand ich hier die Bilanzarbeiten
wirklich ſschon fertig, und das Reſsultat über mein
Erwarten günſtstig, nämlich eben ſso ſtstark, wie das
verfloßeneverflossene Jahr, und meinen Antheil ſsogar
noch um ₤ 12,– größer, da das Bündelgeſschäft etwas
mehr gegen voriges Jahr geliefert hatte. Dieſse Reſsultate
ſsind wirklich erſtstaunlich, und um ſso erfreulicher, als
das Geſschäft eine ſsolidere Richtung genommen hat,
indem Spools und Bündel ſsich mehr ausdehnen, und
wir demnach weniger von dem Abſsatz an die weniger
ſsoliden Fabrikanten abhängig ſsind. – LEinen Sorgenſtstein,
liebe Mutter, kann ich Dir nun vollſtständig abnehmen,
den nämlich wegen der Deposita & Capitalien. Es iſtst jetzt
ſschon hinreichend Geld hier vorräthig um 20 à 30,000 ThlrThaler
heraus^ziehenherausziehen zu können, wenn es durch irgend
eine Kündigung nothwendig würde. Wir haben in
dieſsem AugenblikAugenblick hier ₤ 18,000 – in Wechſsel u.und beim Banquier
ſtstehen. Peter E.Ermen bekommt davon ₤ 5600 – mithin bleiben
ſtstark ₤ 12,000 – oder rhReichstaler 84,000 – disponible übrig, dabei ſsind
wir hier nichts ſschuldig und haben noch bezaltebezahlte Baumwolle
für 7 Monate vorräthig. Mit GottfrGottfried E. Ermen habe ich in Bezug
auf den Fond die nöthige Abſsprache getroffen, er iſtst ganz damit
einverſtstanden, und ſsomit wäre dieſse Sache in Ordnung.
Er ſsieht auch wohl ein, daß überflüßigerüberflüssiger Fond ebenſso wohl
nachtheilig für ein Geſschäft iſtst, als zu geringer, und deshalb
entſtsteht bei einem Geſschäfte, worin monatlich der Fond außer
den
außer den Zinſsen um ₤ 1000 – wächſtst, bald die Frage,
wohin mit dem überflüßigenüberflüssigen Gelde? wobei es dann am
einfachſtsten iſtst daß ich einen Theil davon zu mir
nehme, und die läſtstigen Capitalien abtrage.
Jetzt, liebe Mutter wirſtst du mir doch wohl recht
geben, wenn ich behauptete daß es hier bald
überſschäumen würde! Wir wollen übrigens Gott
danken, der alles ſso zu unſserm GlükGlück und Segen gelenkt
hat. Wegen Anton E.Ermen iſtst hier noch nichts geſschehen
und beſschloßenbeſschlossen, einſtstweilen nur wird er von GottfrdGottfried
und wahrſscheinlich auch von Peter unterſtstützt. Hätte der
dumme Anton nicht durch ſseinen albernen Contrakt
alles verdorben, ſso daß er noch ein paar Jahre warten
könnte ſso hätte man vielleicht in Verbindung mit
GottfrGottfried etwas Vernünftiges an der Sieg beginnen
können. JIch habe noch Niemand geſsehen, der ſsich
ſso in ſseiner eignen Schlinge gefangen hätte!
die übrigen herzlich von mir.
Friedrich
Dein
Friedrich
Einlage an Hermann laß mit beiſschließen
Hermann Engels (1822–1905), zweiter Sohn von Friedrich Engels sen. und Elise Engels, geb. van Haar. Ab 1855 verheiratet mit Emma Croon (1834–1916).
Emil Engels (1828–1884), dritter Sohn und fünftes Kind von Friedrich Engels sen. und Elise Engels, geb. van Haar. Ab 1853 verheiratet mit Charlotte Bredt (1822–1912).
Garn wurde in 'Bündeln' oder auf 'Spulen' gehandelt. Ein 'Bündel' enthielt eine Anzahl von zusammengelegten 'Strähnen' von Garn mit einer bestimmten Länge. Die Garnlänge in einer 'Strähne' und die Anzahl der 'Strähnen' in einem 'Bündel' waren nach Herkunft des Garns unterschiedlich.
Engl. "Spulen".
Verwahrte Finanzmittel sowie Kapital, das durch die Firma Ermen & Engels erworben wurde.
Bei einem Wechsel handelt es sich um ein Wertpapier, welches den Aussteller oder eine dritte Person zu der unmittelbaren Auszahlung einer Summe innerhalb einer bestimmten Frist verpflichtet.
Peter Albert Ermen (1800–1887), Teilhaber der Firma Ermen & Engels in Manchester und Engelskirchen, zog sich 1852 aus der Geschäftsführung zurück. Ab 1831 verheiratet mit
Sarah Forster (1806–?).
Frz. "verfügbar".
Peter Jacob Gottfried Ermen (1811–1899), Teilhaber und Chef der Firma Ermen & Engels in Engelskirchen.
Friedrich Engels sen. spielt hier auf die beste Möglichkeit im Umgang mit Firmenkapital an: Eine große Summe Firmenkapital unberührt liegen zu lassen betrachtet er als ebenso schädlich wie mit einer zu geringen Summe Geld zu hohe Ausgaben machen zu wollen.
Gottfried Anton Ermen (1807–1885), Vertreter der Firma Ermen & Engels in Engelskirchen.
Knieriem stellt den Sachverhalt schlüssig dar: „Gottfried Anton Ermen hatte 1853 ein Grundstück mit Wassergefälle in Stein an der Sieg erworben. Hier sollte eine neue Baumwollspinnerei mit 16.000 Spindeln eingerichtet werden. Die Aufwendungen dafür sollten durch Friedrich Engels sen. und Gottfried Anton Ermen je zur Hälfte aufgebracht werden. Dieser Plan zerschlug sich, da sich Gottfried Anton Ermen kurz vor dem Vertragsschluss mit Friedrich Engels sen. an einer Kölner Spinnereigesellschaft beteiligte und dort auch das Wassergefälle an der Sieg einbrachte." (Michael Knieriem (Hg.): Die Herkunft des Friedrich Engels. Trier 1991, S. 641.)
Stadt im Nordwesten Englands.
Verschlussvorrichtung einer Tür.
Barmen besaß seit 1848 Gasanschluss – 10 Jahre später als Elberfeld (vgl. Michael Knieriem (Hg.): Die Herkunft des Friedrich Engels. Trier 1991, S. 564, Anm. 3 zu Brief 305b).
Gemeint sind die drei noch lebenden gemeinsamen Töchter Marie Engels (1824–1901), Hedwig Engels (1830–1904) und
Elise Engels (1834–1912).
Einen Brief (an einen Dritten) beilegen.