Friedrich Engels sen.
1796 – 1860



Barmen

Elise Engels (geb. van Haar)
1797 – 1873



Hamm

 

Dein lieber Brief vom 5. ds.dieses Monats
gewährte mir eine rechte Be
ruhigung, denn ich ſsahe daraus,
daß es Dir und dem kleinen Her
zens^tippel
Her
zenstippel
gut geht. Du glaubst
gar nicht, Herzens^mamaHerzensmama, wie ſsehr Du
u.und er mir ans Herz gewachſsen ſseÿtyd, u.und
Du glaubst auch gar nicht, wie un
behaglich, wie ekelig mir zu Muthe
ohne Euch ist. JIch habe hier überall
freundliche Geſsichter wo ich hinkomme,
aber demohngeachtet fühle ich eine
Leere.
Aber höre einmal Eliſse
meine Briefe darfst Du niemandniemanden
leſsen laßenlassen, darauf muß ich mich
verlaßenverlassen dürfen, ſsonst genire ich
mich, und glaube immer auch auf
andere RükſsichtRückſsicht nehmen zu müßenmüssen
wenn ich gerne zärtlich mit Dir,
wDu altes liebes Geſsicht wäre. –
Hörst Du, Du läßt meine Briefe
nicht leſsen, nicht wahr?

Aber was macht denn mein klein
ste Herzens^tukskenHerzenstuksken
? Du kennst es ja
wohl. JIch weis bald nicht, wo ich vor
all’ den Kleinen bleiben ſsoll, und
weiß vor pPPlaiſsir darüber nicht wohin.
Nun bald haben wir ja zwei, Herzens^ 
lieſseli
Herzens
lieſseli
!

Casper hat gestern geſschrieben daß
das Bad fort^während ſseiner Frau
gut bekommt, daß er nicht nach
Schwalbach braucht und er in CaCirca
3 Wochen wieder hier ſseÿyn kann.

Die junge Frau Böddinghaus ist
aber ſsehr ſschwach, ſsie hat in Ems
bei ihrer Ankunft wieder einen
Blutsturz gehabt, u.und war ſso gefährlich
daß Casper eine Stafette an WmWilhelm
Wittenstein
abſschickte, worauf ihr
Mann
gleich von Elberfeld abreiste.
Nach dem letzten Briefe von Casper
geht’s ihr ein wenig beßerbesser, doch
zweifelt man an ihrem Aufkomm
men
Aufkom
men
. Es wäre doch recht ſschade um
die gute junge Frau.

Deine Erzählung vom kleinen Fried.Friedrich
mit ſseinen WaßermühlenWassermühlen hat mir
vielen SpasSpaß gemacht, gieb Acht
ob kein Mechanicus drin stekt.

Wie ich Euch übrigens von dort
wieder abholen kann, ist mir
noch nicht recht klar. Nach meiner
Meinung wird Casper gegen Ende
Juli wieder hier ſseÿyn; am ersten
August
haben wir Bilanz, und dann
darf ich nicht fehlen; früher kann

ich August nicht lange allein laßenlassen, und
doch kann ich meine Einſsamkeit
nicht länger ertragen; was läßt
ſsich nur für ein vernünftiges Re
ſsultat hieraus ziehen?

JIch ſsehe es kommen, daß ich es
ſso machen muß; ich werde gegen
den 22t von hier abfahren müßenmüssen,
mich 1 à 2 Tage dort aufhalten, und
dann mit meiner ſsüßen Last wieder
heimfahren. Deine Reiſse trifft in
dieſser Hinſsicht diesmal wirklich in
einen sehr mislichenmißlichen Zeitpunkt.

Unſser Geſschäft erleidet täglich neue
Veränderungen, welche unſsere Gegen
wart u.und ſschnelles Handeln erfordern,
dabei ist Casper abweſsend, und wahr
haftig ich ſsage Dir mir hat in voriger
Woche der Kopf vor aller Arbeit
gebrummt, denn äußere Ange
legenheiten u.und Handlungsſsachen,
meine u.und Caspers Geſschäfte zum Theil,
alles kommt zusammen. Doch mir
ists recht, je krauſser, je lieber.
Wir ſsind noch jung u.und wollen die
Glieder rühren.
Vielleicht kann
ich im Herbst wenn ich Friederike hole

ein paar Tage länger bei den Eltern
bleiben. Wirklich ich thäte es auch
diesmal gerne. Aber ich darf August
nicht lange alleine laßenlassen. Es ist
ihm manches von meinen Sachen
fremd.

Deine BestellungBestellungen werde ich
beßtensbestens ausführen. Die Stiefel ſsah
ich ſschon den Tag nach Eurer Abreiſse.
Nach den andern 3 Punkten ſschaue
ich morgen frühe um.

Aber à propos! Wolltest Du nicht
Rike Menkhoff bitten nicht Schmits
bitten, daß Sſsiesie ihrem Manne ſschrei
ben möchte, daß ich ſschwerlich am
3n ten Aug.August in Hamm ſseÿyn könnte damit
er ſseine EinrichtungEinrichtungen darnach trifft.
Wenn er mich aber gegen den 22
bis 23n ten begleiten will, ſsoll’s
mich freuen. –

Nun Adieu, es ist gleich eilf Uhr.
KüßeKüsse mein liebes Kind. Schreibe mir
doch jeden Posttag ein paar Worte
willst Du, es thut mir ſso gut. –

Lebe recht wohl, Du Herzens^kindHerzenskind
und behalte mich ſso lieb wie ich Dich.

Grüße Eltern und Geſschwister herzlich
von deinem treuen
//.Friedrich.

Kosenamen für den Sohn Friedrich jun.


Kosenamen für das noch nicht geb. zweite Kind, mit dem Elise Engels schwanger geht: Hermann, geb. am 9.10.1820.


Der (erstgeborene) Bruder Caspar Engels III (1792–1863), der seine Frau Julie, geb. Overbeck (1795–1846), auf einen Kuraufenthalt nach Bad Ems begleitete.


Amalia Böddinghaus, geb. Middendorf (1793–1823), verheiratet mit Johann Peter Böddinghaus, Fabrikant in Elberfeld. Sie starb ein Jahr später.


Starker blutiger Auswurf.


Die direkte Übermittlung einer schriftlichen Mitteilung mittels reitender Boten, die sich ablösten, ähnlich einem Staffellauf.


Wilhelm Wittenstein.


Johann Peter Böddinghaus (1788–1837), Fabrikant in Elberfeld, Ehemann von Amalia Middendorff.


August Engels (1797–1874), jüngerer Bruder von Friedrich Engels sen. und zusammen mit diesem und Johann Caspar III Teilhaber der Firma Caspar Engels Söhne.


Friedrich Engels sen., der in der Firma Caspar Engels Söhne als der „unternehmerischste“ (Knieriem, S. 30) der drei Brüder Johann Caspar III, Friedrich sen. und August gilt, deutet hier Unterschiede im Verständnis davon an, wie ein Unternehmen zu führen sei.


Friederike Maria Menkhoff, geb. Schmits (1800–1882), 1821 Heirat mit Friedrich Wilhelm Menkhoff (1789–?), Freundin von Elise Engels aus Hamm.


Friedrich Wilhelm Menkhoff (1789–?), Offizier.

 

Dein lieber Brief vom 5. ds.dieses Monats
gewährte mir eine rechte Be
ruhigung, denn ich ſsahe daraus,
daß es Dir und dem kleinen Her
zens^tippel
Her
zenstippel
gut geht. Du glaubst
gar nicht, Herzens^mamaHerzensmama, wie ſsehr Du
u.und er mir ans Herz gewachſsen ſseÿtyd, u.und
Du glaubst auch gar nicht, wie un
behaglich, wie ekelig mir zu Muthe
ohne Euch ist. JIch habe hier überall
freundliche Geſsichter wo ich hinkomme,
aber demohngeachtet fühle ich eine
Leere.
Aber höre einmal Eliſse
meine Briefe darfst Du niemandniemanden
leſsen laßenlassen, darauf muß ich mich
verlaßenverlassen dürfen, ſsonst genire ich
mich, und glaube immer auch auf
andere RükſsichtRückſsicht nehmen zu müßenmüssen
wenn ich gerne zärtlich mit Dir,
wDu altes liebes Geſsicht wäre. –
Hörst Du, Du läßt meine Briefe
nicht leſsen, nicht wahr?

Aber was macht denn mein klein
ste Herzens^tukskenHerzenstuksken
? Du kennst es ja
wohl. JIch weis bald nicht, wo ich vor
all’ den Kleinen bleiben ſsoll, und
weiß vor pPPlaiſsir darüber nicht wohin.
Nun bald haben wir ja zwei, Herzens^ 
lieſseli
Herzens
lieſseli
!

Casper hat gestern geſschrieben daß
das Bad fort^während ſseiner Frau
gut bekommt, daß er nicht nach
Schwalbach braucht und er in CaCirca
3 Wochen wieder hier ſseÿyn kann.

Die junge Frau Böddinghaus ist
aber ſsehr ſschwach, ſsie hat in Ems
bei ihrer Ankunft wieder einen
Blutsturz gehabt, u.und war ſso gefährlich
daß Casper eine Stafette an WmWilhelm
Wittenstein
abſschickte, worauf ihr
Mann
gleich von Elberfeld abreiste.
Nach dem letzten Briefe von Casper
geht’s ihr ein wenig beßerbesser, doch
zweifelt man an ihrem Aufkomm
men
Aufkom
men
. Es wäre doch recht ſschade um
die gute junge Frau.

Deine Erzählung vom kleinen Fried.Friedrich
mit ſseinen WaßermühlenWassermühlen hat mir
vielen SpasSpaß gemacht, gieb Acht
ob kein Mechanicus drin stekt.

Wie ich Euch übrigens von dort
wieder abholen kann, ist mir
noch nicht recht klar. Nach meiner
Meinung wird Casper gegen Ende
Juli wieder hier ſseÿyn; am ersten
August
haben wir Bilanz, und dann
darf ich nicht fehlen; früher kann

ich August nicht lange allein laßenlassen, und
doch kann ich meine Einſsamkeit
nicht länger ertragen; was läßt
ſsich nur für ein vernünftiges Re
ſsultat hieraus ziehen?

JIch ſsehe es kommen, daß ich es
ſso machen muß; ich werde gegen
den 22t von hier abfahren müßenmüssen,
mich 1 à 2 Tage dort aufhalten, und
dann mit meiner ſsüßen Last wieder
heimfahren. Deine Reiſse trifft in
dieſser Hinſsicht diesmal wirklich in
einen sehr mislichenmißlichen Zeitpunkt.

Unſser Geſschäft erleidet täglich neue
Veränderungen, welche unſsere Gegen
wart u.und ſschnelles Handeln erfordern,
dabei ist Casper abweſsend, und wahr
haftig ich ſsage Dir mir hat in voriger
Woche der Kopf vor aller Arbeit
gebrummt, denn äußere Ange
legenheiten u.und Handlungsſsachen,
meine u.und Caspers Geſschäfte zum Theil,
alles kommt zusammen. Doch mir
ists recht, je krauſser, je lieber.
Wir ſsind noch jung u.und wollen die
Glieder rühren.
Vielleicht kann
ich im Herbst wenn ich Friederike hole

ein paar Tage länger bei den Eltern
bleiben. Wirklich ich thäte es auch
diesmal gerne. Aber ich darf August
nicht lange alleine laßenlassen. Es ist
ihm manches von meinen Sachen
fremd.

Deine BestellungBestellungen werde ich
beßtensbestens ausführen. Die Stiefel ſsah
ich ſschon den Tag nach Eurer Abreiſse.
Nach den andern 3 Punkten ſschaue
ich morgen frühe um.

Aber à propos! Wolltest Du nicht
Rike Menkhoff bitten nicht Schmits
bitten, daß Sſsiesie ihrem Manne ſschrei
ben möchte, daß ich ſschwerlich am
3n ten Aug.August in Hamm ſseÿyn könnte damit
er ſseine EinrichtungEinrichtungen darnach trifft.
Wenn er mich aber gegen den 22
bis 23n ten begleiten will, ſsoll’s
mich freuen. –

Nun Adieu, es ist gleich eilf Uhr.
KüßeKüsse mein liebes Kind. Schreibe mir
doch jeden Posttag ein paar Worte
willst Du, es thut mir ſso gut. –

Lebe recht wohl, Du Herzens^kindHerzenskind
und behalte mich ſso lieb wie ich Dich.

Grüße Eltern und Geſschwister herzlich
von deinem treuen
//.Friedrich.

Kosenamen für den Sohn Friedrich jun.


Kosenamen für das noch nicht geb. zweite Kind, mit dem Elise Engels schwanger geht: Hermann, geb. am 9.10.1820.


Der (erstgeborene) Bruder Caspar Engels III (1792–1863), der seine Frau Julie, geb. Overbeck (1795–1846), auf einen Kuraufenthalt nach Bad Ems begleitete.


Amalia Böddinghaus, geb. Middendorf (1793–1823), verheiratet mit Johann Peter Böddinghaus, Fabrikant in Elberfeld. Sie starb ein Jahr später.


Starker blutiger Auswurf.


Die direkte Übermittlung einer schriftlichen Mitteilung mittels reitender Boten, die sich ablösten, ähnlich einem Staffellauf.


Wilhelm Wittenstein.


Johann Peter Böddinghaus (1788–1837), Fabrikant in Elberfeld, Ehemann von Amalia Middendorff.


August Engels (1797–1874), jüngerer Bruder von Friedrich Engels sen. und zusammen mit diesem und Johann Caspar III Teilhaber der Firma Caspar Engels Söhne.


Friedrich Engels sen., der in der Firma Caspar Engels Söhne als der „unternehmerischste“ (Knieriem, S. 30) der drei Brüder Johann Caspar III, Friedrich sen. und August gilt, deutet hier Unterschiede im Verständnis davon an, wie ein Unternehmen zu führen sei.


Friederike Maria Menkhoff, geb. Schmits (1800–1882), 1821 Heirat mit Friedrich Wilhelm Menkhoff (1789–?), Freundin von Elise Engels aus Hamm.


Friedrich Wilhelm Menkhoff (1789–?), Offizier.


BarmenBarmen und Wupperfeld (Ausschnitt). Johann Heinrich Bleuler (1758–1823). Umrissradierung mit Gouache, um 1810. © Museum Industriekultur Wuppertal

HammStadtansicht aus "Borussia", um 1840. © Gustav-Lübcke-Museum Hamm