1.1.
Freue Dich mit mir, innigſtst geliebter Karl, der
liebe Gott hat unſser GebätGebet erhört, und uns am
verfloßnen Dienſtstag Abend, den 29. Nov.November Abends um
9 Uhr ein Kindlein, und zwar einen geſsunden
wohlgeſtstalteten Knaben geſschenkt. JIhm ſseÿyſsey Lob und
Preis aus unſsern vollen Herzen gebracht, für dieſses
Kind, und für die gnädige Hülfe und Bewahrung, welche
wir bei der Entbindung für Mutter und Kind er⹀
fahren haben! Es ging zwar alles glüklichglücklich, doch war
es eine ſschwere Geburt. Ach Gott, was fühlte ich, als
ich mein armes Weib ſso leiden ſsah; es iſtst nicht zu be⹀
ſschreiben. Oft war es mir, als wenn ich es nicht mehr
anſsehen könnte, und doch liesließ mich dieſselbe Liebe
keinen AugenblikAugenblick von ihrem Schmerzenslager
weichen, um ihr wo möglich einige Erleichterung
verſschaffen zu helfen. Der Herr ſseÿy gelobt,
daß dieſse Zeit der Angſtst vorüber iſtst! und nicht
nur vorüber iſtst, ſsondern durch Freude verdrängt
wurde, als wir nun das Jüngelchen ſso geſsund hatten.
Lieben in Seinen Heiligen Schutz. Er ſseÿye auch dem
Kindlein ein ſso gütiger Gott u.und Vater, wie er mir
bisher war, und gebe daß wir einſtst vor Seinem Throne
noch Freude von dieſser Geburt haben. Er gebe uns
aber auch Weisheit, es gut und in Seiner Furcht zu
erziehen, und ihm durch unſser Beiſspiel die beßte Lehre
zu geben! Dieß iſtst nun mein tägliches GebätGebet.
JIch hatte vor, Dir ſschon am Mittwoch unmittelbar
nach der Entbindung meiner l.lieben Frau zu ſschreiben,
aber es ging ſso unruhig hier her, und meine
Thätigkeit wurde den erſtsten Morgen von ſso vielen
Seiten in Anſspruch genommen daß es mir
unmöglich war.
Deinen lieben Brief vom 16. Nov.November habe ich
richtig erhalten; er hat mir große Freude gemacht,
obgleich Deine Schreibe=Großmuth mich etwas beſschämte.
JIch will mich ⦦aber beßernbessern in dieſsem Stücke, und mehr
ſschreiben wenn auch noch mehr wirkliche Abhaltungen
eintreten ſsollten, als ſseit meinem letzten
ordentlichen Briefe wirklich exiſtstirten.
JIch habe mich ſselbſtst über ihr ruhiges Entſsagen
dieſser Reiſse gewundert. Doch mir fällt ein, daß
es beim Antritt der Schweizer⹀-Reiſse noch nicht aus
gemacht war, ob Papa nicht noch nach Berlin mußte,
es war damals ſsogar wahrſscheinlich, und da qualifizirt
ſsich nach unſser aller häuslichen VerhältnißenVerhältnissen niemand
beßerbesser zur Begleiterin des l.lieben Papas als ſsie; zudem
hatte ſsie von Eliſse ſschon ſso vieles von Eurer
merkwürdigen Stadt gehört, daß ſsie darüber der
Schweiz, wovon ſsie doch ſschon vieles geſsehen hatte,
ohne großen Kampf entbehren konnte.
bei uns allen, u.und alle laßenlassen dich herzlich grüßen
beſsonders aber Eliſse und meine gute Schwiegermutter.
Der Herr ſseÿy ferner mit Dir und
ß Friedrich.
Friedrich Engels sen. irrt sich offenkundig im Datum: die offizielle Geburtsurkunde trägt das Datum des 28.11.1820, ein Dienstag
(siehe auch weiter unten, Z. 39–44).
Caspar Jakob Lucas (1765–1826), Arzt und Geburtshelfer in Elberfeld.
Evtl. Anspielung auf Ps. 127,2.3: „denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf. / Siehe, Kinder sind eine Gabe des Herrn und Leibesfrucht ist ein Geschenk.“
Wiege.
Der Bruder August Engels ( 1794–1874) und die Schwägerin Louise Engels, geb. Krebs (1801–1871).
Vermutlich die Hochzeitsreise von Bruder und Schwägerin in die Schweiz und nach Oberitalien, die sie nach ihrer Hochzeit am 17.8.1820 angetreten hatten.
Berlin.
Offenbar eine gute Nachricht in der Angelegenheit des Baus der Unterbarmer Kirche, die dem Vater ein überaus großes, über Jahre hinweg betriebenes Anliegen war.
Franziska van Haar, geb. Snethlage (1758–1846), zugleich Tante des Adressaten.
1.1.
Freue Dich mit mir, innigſtst geliebter Karl, der
liebe Gott hat unſser GebätGebet erhört, und uns am
verfloßnen Dienſtstag Abend, den 29. Nov.November Abends um
9 Uhr ein Kindlein, und zwar einen geſsunden
wohlgeſtstalteten Knaben geſschenkt. JIhm ſseÿyſsey Lob und
Preis aus unſsern vollen Herzen gebracht, für dieſses
Kind, und für die gnädige Hülfe und Bewahrung, welche
wir bei der Entbindung für Mutter und Kind er⹀
fahren haben! Es ging zwar alles glüklichglücklich, doch war
es eine ſschwere Geburt. Ach Gott, was fühlte ich, als
ich mein armes Weib ſso leiden ſsah; es iſtst nicht zu be⹀
ſschreiben. Oft war es mir, als wenn ich es nicht mehr
anſsehen könnte, und doch liesließ mich dieſselbe Liebe
keinen AugenblikAugenblick von ihrem Schmerzenslager
weichen, um ihr wo möglich einige Erleichterung
verſschaffen zu helfen. Der Herr ſseÿy gelobt,
daß dieſse Zeit der Angſtst vorüber iſtst! und nicht
nur vorüber iſtst, ſsondern durch Freude verdrängt
wurde, als wir nun das Jüngelchen ſso geſsund hatten.
Lieben in Seinen Heiligen Schutz. Er ſseÿye auch dem
Kindlein ein ſso gütiger Gott u.und Vater, wie er mir
bisher war, und gebe daß wir einſtst vor Seinem Throne
noch Freude von dieſser Geburt haben. Er gebe uns
aber auch Weisheit, es gut und in Seiner Furcht zu
erziehen, und ihm durch unſser Beiſspiel die beßte Lehre
zu geben! Dieß iſtst nun mein tägliches GebätGebet.
JIch hatte vor, Dir ſschon am Mittwoch unmittelbar
nach der Entbindung meiner l.lieben Frau zu ſschreiben,
aber es ging ſso unruhig hier her, und meine
Thätigkeit wurde den erſtsten Morgen von ſso vielen
Seiten in Anſspruch genommen daß es mir
unmöglich war.
Deinen lieben Brief vom 16. Nov.November habe ich
richtig erhalten; er hat mir große Freude gemacht,
obgleich Deine Schreibe=Großmuth mich etwas beſschämte.
JIch will mich ⦦aber beßernbessern in dieſsem Stücke, und mehr
ſschreiben wenn auch noch mehr wirkliche Abhaltungen
eintreten ſsollten, als ſseit meinem letzten
ordentlichen Briefe wirklich exiſtstirten.
JIch habe mich ſselbſtst über ihr ruhiges Entſsagen
dieſser Reiſse gewundert. Doch mir fällt ein, daß
es beim Antritt der Schweizer⹀-Reiſse noch nicht aus
gemacht war, ob Papa nicht noch nach Berlin mußte,
es war damals ſsogar wahrſscheinlich, und da qualifizirt
ſsich nach unſser aller häuslichen VerhältnißenVerhältnissen niemand
beßerbesser zur Begleiterin des l.lieben Papas als ſsie; zudem
hatte ſsie von Eliſse ſschon ſso vieles von Eurer
merkwürdigen Stadt gehört, daß ſsie darüber der
Schweiz, wovon ſsie doch ſschon vieles geſsehen hatte,
ohne großen Kampf entbehren konnte.
bei uns allen, u.und alle laßenlassen dich herzlich grüßen
beſsonders aber Eliſse und meine gute Schwiegermutter.
Der Herr ſseÿy ferner mit Dir und
ß Friedrich.
Friedrich Engels sen. irrt sich offenkundig im Datum: die offizielle Geburtsurkunde trägt das Datum des 28.11.1820, ein Dienstag
(siehe auch weiter unten, Z. 39–44).
Caspar Jakob Lucas (1765–1826), Arzt und Geburtshelfer in Elberfeld.
Evtl. Anspielung auf Ps. 127,2.3: „denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf. / Siehe, Kinder sind eine Gabe des Herrn und Leibesfrucht ist ein Geschenk.“
Wiege.
Der Bruder August Engels ( 1794–1874) und die Schwägerin Louise Engels, geb. Krebs (1801–1871).
Vermutlich die Hochzeitsreise von Bruder und Schwägerin in die Schweiz und nach Oberitalien, die sie nach ihrer Hochzeit am 17.8.1820 angetreten hatten.
Berlin.
Offenbar eine gute Nachricht in der Angelegenheit des Baus der Unterbarmer Kirche, die dem Vater ein überaus großes, über Jahre hinweg betriebenes Anliegen war.
Franziska van Haar, geb. Snethlage (1758–1846), zugleich Tante des Adressaten.